09/08/2023

Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen

Klimaschützer von Fridays for Future Sonthofen machten am Mittwoch, 9. August in Immenstadt mit einer spektakulären Aktion auf die Dringlichkeit verstärkter Klimaschutzmaßnahmen aufmerksam. Auf einem sechs Meter hohen Ast sitzend schilderten die Klimaaktivist*innen die drastischen Konsequenzen der Klimakatastrophe und die völlig unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen. Um die mangelhafte Klimaschutzpolitik zu verbildlichen, sägten die Aktivist*innen an dem Ast, auf dem sie saßen, bis dieser brach.  

„Die Klimakatastrophe wird unser zukünftiges Leben massiv bedrohen. Doch im Gegensatz zu unserer symbolischen Aktion haben wir leider kein Seil, das uns auffangen wird“. So Felix Lacher von Fridays for Future Sonthofen. Die Klimaschützer hoffen, mit der Aktion aufzurütteln. Denn Wissenschaftler sind sich einig: die dramatischen Konsequenzen, die bereits jetzt durch die Klimakrise spürbar werden, sind erst der Anfang. Der Juli 2023 war global der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Konsequenzen waren etwa im Mittelmeerraum Temperaturen bis über 48 Grad mit zahlreichen Hitzeopfern, die größten Waldbrände der Geschichte in Italien und Griechenland und ein Extremniederschlag, der zu Überschwemmungen von ⅔ der Landesfläche Sloweniens führte. Noch dramatischer trifft es Menschen im globalen Süden, die am wenigsten zur Klimakatastrophe beigetragen haben. So mussten in den letzten Jahren etwa in Somalia 1,5 Millionen Menschen wegen Dürre und Wassermangel ihre Heimat verlassen. 

Doch das ist erst der Anfang. Nach UN-Angaben müssen wir bis Ende des Jahrhunderts mit einer Erwärmung um 2,8 Grad rechnen. Zwei Milliarden Menschen müssten dann aktuellen wissenschaftlichen Studien zufolge ihre Heimat verlassen, weil sie wegen Hitze und Wassermangel nicht mehr bewohnbar sind. Es droht das Überschreiten von Kipppunkte mit nicht mehr steuerbaren Kettenreaktion, so der Leiter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung Rockström. Die Meere überhitzen, die Polkappen schmelzen, der abtauende Permafrostboden lässt abertausende Tonnen an Methan in die Atmosphäre entweichen, die zu einer weiteren Erderhitzung führen, Fauna und Flora gehen zugrunde, Ernteausfälle drohen. Nach einer aktuellen Studie könnte der Golfstrom schon in wenigen Jahrzehnten zusammenbrechen, mit fatalen Konsequenzen für Europa und Asien.

„Wenn wir jetzt entschlossen handeln, können wir das schlimmste noch verhindern und eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen ermöglichen“, so die 13-jährige Marie Glocker. Mit der Aktion wolle sie möglichst viele Menschen motivieren, beim nächsten globalen Klimastreik am 15.09. auf die Straße zu gehen und bei der bayerischen Landtagswahl im Herbst Klimaschutz zu wählen.

Auch in Sonthofen findet am 15.9. eine mit Klima-Poetry-Slam-Texten untermalte Demonstration statt. Die Veranstaltung beginnt um 16:30 Uhr auf dem Rathausplatz. Weitere Aktionen werden in hunderten deutschen Städten derzeit geplant.